Die Prinzipien von Zero Waste

Zero Waste ist die Idee, alle erzeugten Produkte so lange wie möglich im Kreislauf zu halten oder wieder in den Kreislauf zu integrieren, anstatt sie als Abfall zu entsorgen. Dahinter steht die Philosophie, vorhandene Materialien als wertvoll und nicht als Abfall zu betrachten und verantwortungsvoll damit umzugehen.

Gleich vorweg: Zero Waste heißt nicht Null Abfall (obwohl das ein hehres Ziel ist), sondern Null Verschwendung, und die Schlagworte hierzu sind die berühmten „Five R’s“, in genau der aufgeführten Reihenfolge: 

Durch Verweigern oder Ablehnen wird bereits ein großer Teil des möglichen Abfalls vor der Entstehung verhindert. Man sollte Dinge nicht kaufen/nicht konsumieren, die nach einmaligem Gebrauch zu Abfall werden. Wie beispielsweise Plastikbesteck, Plastikstrohhalme, Kaffeebecher, Zeitschriften und Tageszeitungen(!) Plastiktüten, Umverpackungen, Kassenzettel für Brötchen. Aber auch Flyer, Warenproben, jegliches Werbematerial. Es gibt viele Möglichkeiten, sich dem zu verweigern, ohne an Lebensqualität einzubüßen. Nicht alle kommen für jeden infrage, doch ein bewussterer Umgang mit diesen Dingen hilft der Umwelt ganz enorm. 

Reduzieren bedeutet, überlegter — und damit in der Regel weniger — einzukaufen, also den Konsum zu verringern. Man sollte sich fragen, ob man irgendeine Ware, irgendein Produkt wirklich benötigt oder es sich nur wünscht. Und wenn man es benötigt und kauft, wie lange es hält, so dass man es nicht so häufig nachkaufen muss (beispielsweise die Deocreme von Wolkenseifen — es gibt kaum ein sparsameres Deo).

Bei vielen Dingen kann man auf dem Second-Hand-Markt fündig werden. Fahrzeuge, Kleidungsstücke, Möbel, Geschirr, Computer und Elektronik sind oft in guter Qualität gebraucht erhältlich. Durch ihren Erwerb reduziert man Abfall und schont Ressourcen.

 Wenn man seine Wünsche hinterfragt, kann man lernen, mit weniger auszukommen. Brauche ich wirklich ein neues Auto, oder wünsche ich es mir nur, weil mein Nachbar eins hat? Wasche ich aus Überzeugung mit diesem Waschmittel, oder nur, weil die Werbung so gefällig ist? Wo wir gerade beim Nachbarn sind – viele Werkzeuge werden höchstens ein, zweimal im Jahr benötigt. Braucht wirklich jeder Haushalt eine eigene Bohrmaschine, eine eigene Stichsäge? Diese Dinge kann man — ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis vorausgesetzt (was heutzutage längst nicht mehr selbstverständlich ist) — in einem Pool anschaffen und gemeinsam nutzen. 

Der Alptraum von Industrie und Wirtschaft ist der Traum von Natur und Umwelt. Nirgendwo prallen diese Gegensätze heftiger aufeinander als bei der Weiternutzung von Dingen, die nach dem Wunsch der Hersteller ihre Lebensdauer hinter sich haben. Anstatt immer wieder neue Produkte (die immer weitere Rohstoffe erfordern und immer mehr Energie zur Herstellung) anzuschaffen, werden die vorhandenen im Warenkreislauf gehalten und die natürlichen Ressourcen geschont. Die Herausforderung für den Einzelnen besteht darin, den Drang nach Neuem unter Kontrolle zu halten und der allgegenwärtigen Werbung und dem Marketing zu widerstehen. Eines der größten Übel in dieser Hinsicht ist das neue Mobiltelefon jedes Jahr.

Jeder sollte für sich selbst überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, beim Gewohnten zu bleiben, indem man es wieder und wieder repariert und weiter nutzt. Und wenn man wirklich etwas Neues anschaffen möchte, kann man das Alte auf dem Flohmarkt/einer Online-Börse verkaufen oder verschenken und so im Kreislauf halten, anstatt es zum Abfall zu geben, wo es niemandem mehr dient. 

Das heutige „Recycling“ ist kein wirklich nachhaltiges Prinzip; die Realität wird der Bevölkerung durch gezielte Desinformation vorenthalten. Politik und Wirtschaft gaukeln dem Verbraucher einen praktikablen Weg zur Abfallbehandlung vor, doch die Wahrheit sieht anders aus.

Die aktuellen Recycling-Einrichtungen verfügen nur über beschränkte Kapazitäten. Meist werden aus den recycelten Materialien geringerwertige Artikel hergestellt wie Parkbänke, Kompostsilos oder Bodenbeläge — würde man allen Kunststoff auf diese Weise recyceln, wäre die Welt bald zugepflastert. Noch dazu steigen die Mengen an erzeugtem neuem Plastik von Jahr zu Jahr. Viele Kunststoffe oder Verbundwerkstoffe lassen sich nicht in neue Produkte umwandeln. Sie landen entweder auf Deponien, werden „zum Recycling“ ins Ausland verfrachtet (um dort, im sogenannten „Globalen Süden“, auf Deponien zu landen) oder „thermisch recycelt“ (das heißt in Müllverbrennungsanlagen verfeuert). Hinzu kommt, dass jede Form von Recycling (außer der thermischen Methode, doch dabei wird nichts Neues erzeugt) deutlich mehr Energie benötigt als die Herstellung neuer Kunststoffe aus Erdöl.

 Recycling im Sinne von Zero Waste ist ein letzter Ausweg, der erst nach Refuse, Reduce und Reuse (Verweigerung, Reduzierung und Weiternutzung), also den vorangehenden drei Optionen, eingesetzt werden sollte. 

Rot, das letzte der fünf R, beschreibt die getrennte Entsorgung natürlicher (organischer) Abfälle. Durch Kompostierung gelangen sämtliche Bestandteile zurück in die Natur und werden nicht zusammen mit Verpackungen und anderen Materialien auf Deponien gelagert (wo sie häufig in umweltschädliche Endprodukte zerfallen und Klimakiller wie Methan freisetzen) oder in Müllverbrennungsanlagen unter Freisetzung von CO2 „recycelt“. Durch kompostierbare Verpackungen oder gar Mehrwegverpackungen lässt sich die Abfallmenge nochmals stark reduzieren.

Dies sind, kurz zusammengefasst, die fünf Grundprinzipien der Abfallvermeidung, die berühmten „5 R's“ der Zero Waste Community. Sie dienen heute allgemein als Leitfaden bei der Entwicklung von Lösungen für ein nachhaltigeres Wirtschaften.