Wie entscheiden wir, was wir neu ins Sortiment nehmen?
1. Fremdprodukte
Ab und an wünschen sich unsere Kunden neue Produkt, die sie ansonsten woanders kaufen. Wie praktisch wäre es, den Artikel bei der nächsten Wolkenseifen-Bestellung mit zu bestellen?
Gern prüfen wir solche Vorschläge. Wir sind immer offen dafür, tolle neue Produkte anzubieten. Was passiert, bis wir uns für ein neues Produkt entscheiden?
Zunächst einmal gibt es ein Team-Meeting, in dem wir alles erörtern: wie viele Verkäufe dieses Produktes sind zu erwarten? Wie hoch ist der Einkaufspreis, lohnt die Marge? Wieviel Platz nimmt das Produkt im Lager ein? Hat das Produkt ein Haltbarkeitsdatum, wie schnell muss es sich abverkaufen, um damit kein Problem zu bekommen?
Kommt es aus dem Ausland oder gibt es einen Distributor in Deutschland? Wie lange sind die Lieferzeiten, die Mindestabnahmemengen usw.
Wenn wir uns dann entschlossen haben, das Produkt zu launchen, geht es an die Vorbereitungen. Als nächstes werden die Infos vom Hersteller eingefordert: Produktbilder, Videos, Inhaltsstoffe, Barcode, Artikeldaten. Gibt es von Herstellerseite aus Schulungen für die Mitarbeiter in den Läden, damit sie die Kunden gut beraten können?
Wenn hier alles o.k. ist, vor allem im Hinblick auf die Inhaltsstoffe, kann das Produkt im System angelegt werden. Es muss in das Warenwirtschaftssystem eingefügt werden, eine ansprechende Artikelbeschreibung muss erstellt werden und der Artikel im System mit allen Infos angelegt werden.
Dann kann der Artikel bestellt werden. Beim Wareneingang wird genau geprüft: ist die Ware unbeschädigt und in der richtigen Anzahl angekommen? Sind alle Kennzeichnungen, die die europäische Kosmetikverordnung vorgibt, vorhanden? Dies sollte möglichst schon im Vorfeld abgeklopft werden und idealerweise anhand von Testmustern geprüft werden.
Wenn etwas nicht stimmt, muss alles vom Hersteller wieder abgeholt werden. Wenn alles in Ordnung ist, wird ein Lagerplatz zugewiesen und die Ware eingebucht.
Die Läden in Heidelberg und Berlin werden informiert, damit sie die neuen Produkte bei uns bestellen und ebenfalls schnellstmöglich anbieten können.
Dann werden auf allen Kanälen die Infos verbreitet, damit unsere Kunden auch wissen, was wir schönes Neues im Sortiment haben. Auch im Newsletter wird es mitgeteilt und im Onlineshop findet man es in der Kategorie NEU für die nächsten 4 Wochen.
2. Eigenprodukte
Wenn wir ein neues eigenes Produkt herstellen wollen, ist die Vorbereitung noch umfangreicher. Auch hier besprechen wir die wichtigen Dinge im Team-Meeting: wie viele Verkäufe dieses Produktes sind zu erwarten? Wie hoch ist der Herstellungspreis, lohnt die Marge? Wieviel Platz nimmt das Produkt im Lager ein? Braucht das Produkt ein Haltbarkeitsdatum oder kann das MHD mit einem Tiegel dargestellt werden? Wie schnell muss es sich abverkaufen, um mit der Haltbarkeit kein Problem zu bekommen? Usw.
Welche Verpackung braucht das Produkt, müssen wir einen Umkarton fertigen lassen oder reicht ein Etikett? Gibt es vorhandene Behälter, die wir bereits nutzen oder müssen wir für das neue Produkt eine neue Verpackung aussuchen? Wenn ja, wie hoch ist die Abnahmemenge der Behälter? Haben wir genug Platz für Palettenware?
Dann werden erste Tests gemacht und kleinste Chargen hergestellt. Diese werden auf ihre Haltbarkeit, die Duftintensität und die Konsistenz hin getestet. Oft feilen wir monatelang an einer Rezeptur, bevor sie abgesegnet wird.
Wenn das alles geklärt ist, wird eine Datei für den Gutachter erstellt, der die Rezepturen im Vorfeld prüft. Die Zertifikate für alle Inhaltsstoffe werden zusammen getragen und zusammen mit der Rezeptur an den Gutachter geschickt. Dieser entscheidet, in welche Konzentration wir den Duft und auch alle anderen Inhaltsstoffe einsetzen dürfen, damit das Produkt „sicher auf der Haut“ ist. Dabei wird unterschieden zwischen Leave-On-Produkten (z.B. Deocreme) und Rinse-Off-Produkten (z.B. Duschgel).
Wir erhalten dann ein Gutachten mit allen wichtigen Daten. Ohne solch ein Gutachten darf ein Produkt nicht in den Verkauf gebracht werden.
Nun geht es an das Design. Unsere Grafiker Jenny und Felix entwerfen erste Etiketten und einige Verpackungs-Vorschläge. Im Team wird besprochen, wie die Farbgebung sein soll, welches Pinup am besten zum Duft passt und welcher Name am besten gefällt. Erste Testetiketten werden bestellt, dann wird wieder nachgebessert, bis alles stimmt.
Wenn der Gutachter sein O.k. gegeben hat, kann endlich losgelegt werden. Der Artikel kann produziert werden. Die erste Charge fällt etwas größer aus, weil auch die Läden mit einem ersten Satz der Produkte bestückt werden müssen. Und erfahrungsgemäß stürzen sich unsere Kunden auf neue Artikel wie eine Katze auf die Minze.
Mandy als Produktionsleiterin erstellt das Ingredients-Etikett nach den Vorgaben des Sicherheitsgutachters. Die Produkte werden in Brüssel notifiziert und in die europäische Datenbank eingetragen.
Jenny kümmert sich nun um die Produktbilder und der Aufwand für schöne Bilder und Ambiente-Darstellungen für Social Media ist nicht zu verachten. Unser Foto Shooting Raum ist wie ein Dekoladen, für alle Artikel sind wir vorbereitet. Künstliches Obst und Blumen, Geschenkpapier, Dekomuscheln, Hintergründe und unzählige andere Objekte lagern in diesem Zimmer.
Der Artikel wird nun im System angelegt. Er bekommt einen Barcode, damit er sowohl im Versandlager als auch in den Läden an der Kasse gescannt werden kann.
Und dann rollen endlich die ersten Produkte ins Versandlager. Geschafft. Die nächsten Wochen beobachten wir gespannt, ob wir einen neuen Bestseller erschaffen haben oder ob unsere Mühe umsonst war. Aber meist kriegen wir das ganz gut hin!