Kleine Geschichte der Seife
Die frühesten Hinweise auf etwas, das als Vorläufer von Seife gelten kann, finden sich auf einer viele Jahrtausende alten babylonischen Tontafel. In Keilschrift ist dort ein erstes Seifenrezept festgehalten: eine Mischung aus fünfeinhalb Teilen Pottasche und einem Teil Pflanzenöl werden miteinander gekocht. Die entstandene Paste dient als Heilmittel. Sie reagiert auf der Haut alkalisch und dürfte daher sterilisierend zur Wundheilung oberflächlicher Verletzungen beigetragen haben. Die reinigende Wirkung der Paste fällt den Babyloniern nicht auf.
Die alten Ägypter entwickeln das babylonische Rezept weiter und verwenden Natron aus ausgetrockneten Salzseen, vermischt mit Pflanzenöl, als Heilmittel. Auch ihnen fällt die Reinigungswirkung nicht auf, unter anderem vermutlich, weil diese Pasten allesamt nicht schäumen und stark überfettet sind.
Griechen und Römer verwenden eine Mischung aus Natron (Soda) und Pflanzenasche zum Waschen von Stoffen. Auch im Alten Testament (Jeremias 2,22) wird Seife erwähnt. Urin wird im gesamten römischen Reich in Behältern an Straßenecken gesammelt. Eingedampft bleibt eine stark ammoniakalische Lösung übrig, die reinigend und sterilisierend wirkt. (Später, in einem weniger sauberen Zeitalter, wird Urin zur Salpetergewinnung gesammelt, um daraus wiederum Schießpulver herzustellen, aber das ist eine andere Geschichte.) Jedenfalls, ihre Körperpflege betreiben die Römer mit Dampfbädern, Bimsstein und Schab-Eisen, während die verachteten Barbaren (Gallier, Germanen) bereits Seifen aus Tierfett und Pflanzenasche herstellen, diese allerdings nicht zum Waschen, sondern als Pomade und Bleichmittel für ihre Haare benutzen.