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Kleine Geschichte der Seife

15.05.2022

Die frühesten Hinweise auf etwas, das als Vorläufer von Seife gelten kann, finden sich auf einer viele Jahrtausende alten babylonischen Tontafel. In Keilschrift ist dort ein erstes Seifenrezept festgehalten: eine Mischung aus fünfeinhalb Teilen Pottasche und einem Teil Pflanzenöl werden miteinander gekocht. Die entstandene Paste dient als Heilmittel. Sie reagiert auf der Haut alkalisch und dürfte daher sterilisierend zur Wundheilung oberflächlicher Verletzungen beigetragen haben. Die reinigende Wirkung der Paste fällt den Babyloniern nicht auf.

Die alten Ägypter entwickeln das babylonische Rezept weiter und verwenden Natron aus ausgetrockneten Salzseen, vermischt mit Pflanzenöl, als Heilmittel. Auch ihnen fällt die Reinigungswirkung nicht auf, unter anderem vermutlich, weil diese Pasten allesamt nicht schäumen und stark überfettet sind.

Griechen und Römer verwenden eine Mischung aus Natron (Soda) und Pflanzenasche zum Waschen von Stoffen. Auch im Alten Testament (Jeremias 2,22) wird Seife erwähnt. Urin wird im gesamten römischen Reich in Behältern an Straßenecken gesammelt. Eingedampft bleibt eine stark ammoniakalische Lösung übrig, die reinigend und sterilisierend wirkt. (Später, in einem weniger sauberen Zeitalter, wird Urin zur Salpetergewinnung gesammelt, um daraus wiederum Schießpulver herzustellen, aber das ist eine andere Geschichte.) Jedenfalls, ihre Körperpflege betreiben die Römer mit Dampfbädern, Bimsstein und Schab-Eisen, während die verachteten Barbaren (Gallier, Germanen) bereits Seifen aus Tierfett und Pflanzenasche herstellen, diese allerdings nicht zum Waschen, sondern als Pomade und Bleichmittel für ihre Haare benutzen.

Ab dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert findet Körperpflege mit Natron-Olivenöl-Pasten weite Verbreitung.

Im Mittelalter verkochen Araber Öl und Lauge miteinander - die erste Seife in heutiger Form entsteht. Islamische Eroberungen führen zur Verbreitung nach Europa (Frankreich, Spanien, Hlg. Römisches Reich), Badehäuser entstehen.
Der Ausbruch der Pest beendet die fröhliche Bade(seifen)kultur. Pudern und Unterwäsche sollen fortan den Körper „reinigen“ und „nach außen abschließen“. Luft und Wasser gelten von nun an für Jahrhunderte als gesundheitsschädlich. Immerhin hat man noch Verwendung für den gesammelten Urin, siehe oben.
Für viele Erfordernisse jedoch geraten Seifen heutzutage mehr und mehr ins Hintertreffen, da es (nicht zwangsläufig bessere, aber billigere) Alternativen gibt. Beispielsweise kamen in den 1970er Jahren flüssige Handwaschseifen auf; diese haben die festen Seifen heute weitgehend verdrängt. Erst die Rückkehr zu einem nachhaltigen Lebensstil in den letzten Jahren hat auch zu einer Renaissance der Seife und der kleinen Manufakturen geführt.

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